Love, Peace & Blasmusik

Erledigt. Alles erledigt. Allem voran ich! Wobei heute gehts schon wieder. Aber der Montag war grenzwertig. Körperlich zumindest.

Ein arbeitsames, anstrengendes, aber beglückendes Wochenende liegt hinter mir. Zum vierten Mal durfte ich einen Teil der Künstler betreuen, am wohl friedlichsten Musikfestival des Universums. Künstler kommt ja bekanntlich von Kunst und das widerum kommt nicht von Ungefähr. Weil Sätze die mit „Kunst“ anfangen, hab ich wahrscheinlich am öftesten gehört. „Kunst du uns [hier kann man nahezu jedes beliebige Wort einsetzen] organisieren?“. Wer mich kennt weiß, im organisieren bin ich große Klasse. Und wenn ich es nicht kann, dann kenn ich wen, der wen kennt, der es kann. Und dann organisiert man so dahin und zack, ist das Wochenende schon vorbei. Wie lehrreich diese Tage wieder war!

1. Techniker funktionieren am besten wenn man sie füttert. Eigentlich egal womit. Gummischlangen, Muffins, Erdnüsse. Alles was essbar ist, wird gegessen.

2. Viel Regen erzeugt viel Gatsch. (Gatsch = Matsch, für meine bundesdeutschen Freunde. Verhält sich wie Sessel und Stuhl, wobei das nicht das gleiche ist.)

3. Streut man auf den Gatsch Glitzer drauf, schaut das gleich viel besser aus.

4. Der gleiche Glitzer, der im Gatsch so schön aussieht, macht sich auf einer, durch umgeworfene Getränke nassen Bühne, gar nicht mehr so gut und macht sowohl Techniker als auch Künstlerbetreuer leicht unrund.

5. Wie man in den Wald hineinschreit, hallts zurück und ein „Bitte“ an der richtigen Stelle eingesetzt, kann oft Wunder wirken!

6. Nicht neben das hackschnitzelverteilende Gefährt stellen und den Mund aufmachen!

7. Vorm Auftritt gehen alle nochmal aufs Klo.

8. Belgier sind ganz schön verrückt!

9. Vier Tage mit erhobener Stimme sprechen, verleiht der Selbigen einen Vier-Jahre-Whiskey-und-zwei-Packerl-Marlboro-am-Tag Effekt.

10. Eine elementarpädagogische Ausbildung wäre manchmal schon hilfreich.

Die wichtigste Lehre ist allerdings: Musik verbindet. Alles und jeden! Musik ist tatsächlich die universelle Sprache. Das weiß man spätestens, wenn 15.000 Menschen sich versammeln, gleichzeitig ein und dasselbe Lied spielen und man sogar erkennt welches! Da hat jeder noch so hartgesottene Vollprofi ein Tränchen der Ergriffenheit im Knopfloch.

Am Ende des Wochenendes empfinde ich nichts mehr, als tiefe Dankbarkeit. Für die Freundschaften, den Zusammenhalt, die Erfahrung, dass wenn alle ein Ziel verfolgen und hart daran arbeiten, alles gut wird. Love, Peace & Blasmusik.

Ich packe meinen Koffer

Ich packe meinen Koffer und nehme mit: meine Gummistiefel. Meine Sonnencreme. Meinen Gelsenspray. Meine Sonnenbrille. Jeans und ein paar T-Shirts. 50 glutenfreie Muffins. Und dann geht´s endlich wieder los!

Noch 26 Tage dann zieht es mich, zum vierten Mal in Folge, ins beschauliche Örtchen Ort im Innkreis in meiner oberöstereichischen Heimat Oberösterreich. Wieder ist der Mann schuld! Er war es, der mir vorgeschwärmt hat von einem Musikfestival namens „Woodstock der Blasmusik“. Blasmusik also. Echt jetzt? Ich mein, Musikfestival ok. Grundsätzlich hab ich ja Festivalerfahrung. Aber Blasmusik? Naja. Wurscht. Fahr ich halt mit, wird schon nicht so schlimm werden. Da meinte er, ich könnte doch, wenn ich schon mitfahr, eigentlich gleich arbeiten. Künstlerbetreuung der neuen Bühne, der Allerhand Stage, soll es sein. Sicher! Mach ich doch gern! Blasmusik … pffff.

Das war 2015. Die Allerhand Stage war ganz frisch geschlüpft. Sie wußte, genausowenig wie ich, was sie erwartet. Insofern hat das schon mal gut gepasst mit uns. Zwei Newbies zwischen tausenden Menschen die alle eines verbindet: die Liebe zur Blasmusik. In den folgenden Tagen durfte ich erfahren, was das bedeutet. Trotz Hitze, unterbrochen von sintflutartigen Regengüssen, und nicht grad geringem Alkoholkonsum seitens der Festivalbesucher, gab es nicht einen Zwischenfall handgreiflicher Natur, von dem ich berichten könnte. Ich wurde überrascht und mitgerissen von einer Welle aus Begeisterung und Lebenslust. Die Blasmusik hat mich ungefragt geschnappt und mitgenommen auf eine wilde Karussellfahrt. Nie in meiner jahrzehntelangen Festivalkarriere hab ich so viele friedliche, musikbegeisterte Leute auf einem Haufen gesehen, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen! Die miteinander feiern und musizieren. Ich habe gelernt, dass Blasmusik viel mehr ist, als das was man von der örtlichen Dorfkapelle zur Fronleichnamsprozession kennt. Dass Blasmusik auch Reggae, Ska, Punk, Rock und Funk sein kann.

Mit den Jahren sind wir gewachsen. Die Allerhand Stage und ich. Wir sind größer geworden und haben so manches dazugelernt. Wir haben gelernt, dass Holz bricht. Wir haben gelernt, dass gesammeltes Regenwasser verflucht nass ist wenn es sich als Schwall über die Gastro ergießt. Wir haben gelernt, dass Tische und Bänke in erster Linie dazu da sind um betanzt zu werden. Wir haben gelernt, dass Bläser lieber stilles Wasser trinken statt prickelndem. Oder Bier. Bier geht auch. Wir haben schon viel erlebt miteinander und werden auch heuer wieder viel dazulernen. Gerüchteweise gibt es auch noch andere Bühnen. Die Main Stage, den Leitner Stadel, die Tanz & Gstanzl Stubm. Aber daran glauben wir nicht. Das muss uns erst mal wer beweisen!

Dieses Festival ist so besonders und einzigartig. Was nicht zuletzt an den Menschen liegt, die es möglich machen. Für mich, die nur in den letzten Tagen dazustößt und die Früchte der das ganze Jahr andauernden Organisation erntet, ist es etwas ganz besonderes, ein winziges Rad im Getriebe sein zu dürfen. Das Woodstock der Blasmusik ist nicht nur ein Festival. Es ist ein Gefühl. Ein Feuerwerk der Lebensfreude. Ein sehr großes, sehr, sehr lautes Familientreffen.

In 26 Tagen pack ich meinen Koffer.