Die Nachbarin

„Frau Vyraldrek! Ich bin´s, der Kevin! Der Kevin von über ihnen. Also der oben drauf mein ich. Die Ramona schickt mich, ich soll sie fragen ob sie was brauchen!“

Aus dem Inneren der Wohnung, vor der Kevin steht, hört er schlurfende Geräusche und eine Katze miaut. Es könnten auch zwei oder fünf Katzen sein. Riegel werden entriegelt, Türketten entkettet, Schlüssel gedreht. Die Tür geht auf und Frau Elvira Vyraldrek erscheint in ebendieser.

„Was is´? Wer sind sie? Was wollen sie? Ich ruf die Polizei! Ach der Herr Kevin…Was wollen sie? Jetzt redens schon, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!“ „Frau Vyraldrek, die Ramona sagt, ich soll fragen ob sie was brauchen, weil ich jetzt zur Arbeit geh und da könnt ich ja gleich was mitnehmen für sie, falls sie was brauchen. Weil doch Osterwochenende ist und da ist am Montag zu, wissens und da hat sie halt gemeint, ich soll sie fragen.“, leiert Kevin, leicht genervt, seinen Text runter. Er kann sich schon denken was jetzt kommt.

„Mei das ist aber lieb von der Frau Ramona, dass sie an mich denkt. Die ist so eine nette Person! Ich weiß ja gar nicht wie sie das aushaltet da oben mit euch…Leuten. Also sie sind ja noch der Harmloseste, auch wenn ihre Zigaretten komisch riechen aber diese anderen…Leute da oben! Dieses blonde Flitscherl, kommt immer weiß Gott wann heim! Also jetzt ja grad nicht aber normal schon. In aller Herrgottsfrüh kommts oft erst daher und ich sags ihnen, oft ist die nicht nüchtern! Das sind keine guten Mädchen, die sich so umanandtreiben. Und dann dieser kleine Japaner!“ „Wu Han ist Chinese, Frau Vyraldrek.“, wirft Kevin ein. „Das ist doch eh alles das gleiche. Der hat das sicher eing´schleppt! Und dann noch dieser andere da, der Dings!“ „Der Dings heißt Quentin, Frau Vyraldrek.“, seufzt Kevin. „Was soll denn das für ein Name sein, frag ich sie? Diese neumodischen Namen, die diese Eltern heutzutage ihren Kindern geben. Da weiß man oft gar nicht obs Manderl oder Weiberl sind und ich sag es ihnen, diesen Kindern ist mit den Namen das Versagen schon in die Wiege gelegt! Glaubens mit das Herr Kevin!“ „Ja, Frau Vyraldrek.“, murmelt Kevin und schaut auf die Uhr.

„Was wollen sie eigentlich, Herr Kevin?“ „Die Ramona schickt mich, ich soll fragen ob sie was brauchen, weil doch Osterwochenende ist und da ist am Montag zu, wissens. Und ich bin eigentlich schon ein bissi spät dran, weil ich doch in die Arbeit muss.“, wiederholt Kevin brav seinen Auftrag. „Mei die Frau Ramona, die ist so nett! Immer fragts ob ich was brauch. Die ist wirklich sehr freundlich, die Frau Ramona. Die wird einmal einen guten Mann kriegen!“ Kevin rollt mit den Augen, seufzt nochmal und sagt: „Ja, Frau Vyraldrek, die Ramona ist wirklich so eine nette Person, ich muss ihnen da uneingeschränkt recht geben. Aber brauchen sie jetzt was oder nicht?“

„Ah ja, gut dass die Frau Ramona sie schickt. Ich würd schon ein bissi was brauchen, weil es ist ja Osterwochenende und da ist am Montag zu, wissens! Wenn sie so gut wären und mir ein Klopapier mitnehmen würden und den Gourmet Aufschnitt vom Hofer, der ist dort einfach am besten und wenns schon beim Hofer sind, dann nehmens mir auch gleich noch einen Bergbauerntopfen mit aber nicht den fettreduzierten, gell! Das Klopapier nehmens aber nicht vom Hofer, da mag ich lieber das vierlagige von Zewa. Das gibt’s eh beim Bipa. Einen Tiroler vom Mann Bäcker tät ich brauchen. Einen Butter, den könnens eh auch von Hofer nehmen. Ein Apferl, ich bin ja allein wissens, und a Milch. Die vom Spar, die rot-weiße Packung, na sie sehens dann eh. Und dann brauch ich noch unbedingt ein Futter für meine Katzerl, gell. Das kriegens beim Fressnapf. Da hab ich ihnen die Marke aufgeschrieben. Da nehmens mir aber gleich ein bissl mehr. So 15 -20 Dosen. Die gibt’s mit 200 und mit 400 Gramm. Nehmens gleich die Großen.“ „Frau Vyraldrek, ich geh ja nur zum Billa! Zum Arbeiten, wissens?“

„Aso, na dann brauch ich nix.“, sagt Frau Elvira Vyraldrek und macht die Tür zu.