London calling…

 

In diesem Moment sitze ich, flankiert vom Lebensabschnittspartner und einem mir unbekannten Mann, in einem Flugzeug Richtung Wien. Das ist nach diesem Wochenende kein Problem, weil es ist der Rückflug von London.

Ja, wir haben das vergangene Wochenende in der Stadt an der Themse verbracht. Es war mein vierter Londonaufenthalt und jeder hat sich vom anderen unterschieden. Bei jedem Aufenthalt empfinde ich die Stadt anders, was sicher was mit meinem steigenden Alter zu tun hat. Mit 18 waren mir die Menschenmassen noch egal, im Gegenteil! Je mehr Menschen desto besser!

Heute hat sich das grundlegend verändert und so hatte ich schon auf der Fahrt vom Flughafen zum Piccadilly Circus mehr Körperkontakt zu fremden Leuten, als ich überhaupt jemals haben wollte. Ich hatte mal ein Haar im Mund und es war nicht von mir…wäääääh! Es ist eng geworden in London. Und laut! Unglaublich laut! Und so ist es nicht verwunderlich, dass man in der U-Bahn kaum jemanden ohne Kopfhörer sieht. Der Lebensabschnittspartner meinte, das wäre eh in Wien auch so. Dabei frag ich mich woher er das weiß, weil ich weiß, dass er noch seltener mit Öffis fährt als ich und ich mach das schon nie. Aber egal. Hier geht’s jetzt um London.

Bei meinem ersten Besuch war ich ca. 18. Gemeinsam mit einer Freundin habe ich die Stadt unsicher gemacht…oder habe es zumindest versucht, was aber durch ein unmoralisches Angebot auf einen Burger King Kaffeebecher gekritzelt, vereitelt wurde. Aber wir waren topmotiviert! Und obwohl es dieses seltsame Angebot gab damals, hab ich die Stadt, oder vielmehr die Bewohner, trotzdem als unglaublich höflich und freundlich empfunden. Heutzutage wird man schon am Flughafen dazu aufgefordert das Flughafenpersonal nicht anzupöbeln. Wenn auf sowas selbstverständliches hingewiesen werden muss, ist doch irgendwas faul. Im Wembley Stadium gibt es eine eigene Hotline, bei der man „Unhöflichkeiten“ aller Art melden kann. Nicht falsch verstehen, ich finde das gut! Aber was bedeutet das für eine Gesellschaft?

In den öffentlichen Verkehrsmitteln werden Frauen dazu aufgefordert, auf Kopfhörer zu verzichten am Heimweg, um mögliche Angreifer zu hören. Ich weiß nicht wie hoch die Kriminalitätsrate ist. Ich habe mich nicht unsicher gefühlt. Zum Einen natürlich durch die permanente Anwesenheit des Lebensabschnittspartners und zum Anderen, weil ich noch immer darauf vertraue, dass man immer so behandelt wird, wie man andere behandelt. Dass das blauäugig und naiv ist, weiß ich selber. Aber so bin ich halt! Der personifizierte Optimismus.

Dieser Aufenthalt hat sich aber noch durch etwas Grundlegendes von den ersten drei Besuchen unterschieden. Der fast völligen Sightseeingfreiheit! Zum ersten Mal war es mir, oder besser uns, möglich ohne Zeitdruck durch die Stadt zu flanieren. Mal da und dort Pause zu machen, einen Kaffee zu trinken oder eher ein Bier, etwas zu essen, da und dort in einem Geschäft zu stöbern. Wir konnten die Stadt einfach genießen! Nicht zuletzt durch die Assistenz eines lieben Freundes, der seit ein paar Jahren in London lebt und uns in so manches Lokal geführt hat, in das wir sonst wahrscheinlich nicht gefunden hätten! Was für ein unterhaltsamer, kulinarisch wertvoller Abend!

London ist immer einen Besuch wert. Leben möchte ich dort nicht. Gut, eigentlich möchte ich in überhaupt keiner Großstadt mehr leben. Ich hab gern Platz und Ruhe. Ein Landei halt. Ich will nicht mehr eineinhalb Stunden Anfahrt zur Arbeit haben. Und zurück auch nicht. Ich genieße den Luxus eines freien Parkplatzes zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das Wissen, dass ich mich jederzeit ins Großstadtgetummel stürzen könnte, wenn ich nur wollte, reicht schon völlig.

Aber für so ein Wochenende hat das schon was. Besonders wenn man sich nichts mehr anschauen muss und man sich jederzeit rausnehmen und den Wahnsinn quasi von außen anschauen kann. Wir wollten am Sonntag, aufgrund des typisch englischen Wetters, ins British Museum. Zuviele Touristen. Na dann nicht. Völlig wurscht, das wird schon noch länger stehen! U-Bahn vollgestopft, wurscht, wir nehmen die Nächste! Wir sind die bekannten Einkausstraßen rauf-  und runtergelatscht, was wir daheim nie machen würden! Völlig entspannt. Vielleicht hat auch das Wissen, dass es bestimmt ein nächstes Mal in dieser engen, lauten Stadt geben wird den Druck rausgenommen. Das ist eigentlich eine unglaubliche Freiheit, die wir da genießen. Und die ist, wie wir wissen, unbezahlbar.

Vernetzt

Ich bin tatsächlich so alt, dass ich mich an die Anfänge des Internets erinnern kann. Also an die Zeit zu der diese arge Sache einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. An die Geräusche, die ein 15K Modem gemacht hat, beim Versuch sich zu verbinden. Man ist gebannt vorm PC gesessen und hat gehofft, dass es klappt! Das hat auch richtig Geld gekostet, so eine Internetverbindung. Wenn man zuhause sowas hatte, war man der Hero bitte! Eingesetzt hat man es aber sparsam, weil teuer. Lieber im Büro und da auch nicht dauernd, weil das Festnetz in der Zeit nicht ging und einen der Chef nicht erreichen konnte. Handy hatte man ja noch keins! Ha!

Heutzutage ist das unvorstellbar. Die Wolke ist überall und gibt es irgendwo kein Gratis-Wlan muss man sich auf einen wütenden Mob gefasst machen, der mit unzähligen Smartphones herumfuchtelt und auf sein Grundrecht auf Internet pocht. Gestern hab ich gesehen, dass es in der Badner Bahn Wlan gibt. In der Badner Bahn bitte! Der Straßenbahn, die die Provinz mit der großen, bösen Stadt verbindet. Nicht falsch verstehen, ich mag die Provinz. Immerhin wohn ich absichtlich da. Aber die Badner Bahn hat für mich schon was steinzeitliches. Diese alten Garnituren in beige/blau haben was von Omas Wohnzimmer. Ein bissi alt, ein bissi verstaubt aber liebenswürdig. Und dann haben die voll Wlan! Da schnallst du ab!

Immer reden alle von der schlimmen Jugend, die ohne Smartphone und dazugehöriges Netz quasi nicht lebensfähig wäre. Deren Leben sich mehr auf den sozialen Netzwerken abspielt als im echten Leben. Wenn ich mich aber am bald 41-jährigen Naserl nehm, muss ich ehrlicherweise zugeben, dass das verflucht praktisch ist. Wikipedia ist mein Freund, seit Google Maps hat das gute TomTom ausgedient, ich spiel echt gern Mahjong und von Whatsapp red ich erst gar nicht. Wenn das mittelgroße Kind einmal die Woche im Schwimmkurs ist, vertreib ich mir die Zeit mit spielen. Ich schau sogar extra ob ich eh genug Akku hab. Das steht auf der Horrorszenarioliste für Smartphone-User gleich an zweiter Stelle.

  1. Kein Netz
  2. Akku leer
  3. kein Ladekabel

Die Vollprofis haben natürlich eine Power-Bank dabei und lachen über solche Amateure wie mich aber irgendwann muss dann schon ein Punkt gemacht werden. Die Jugend ist wahrscheinlich gar nicht so schlecht wie ihr Ruf. Ich bin nur genervt wenn sie im Schneckentempo über den Zebrastreifen trotten obwohl die Fußgeherampel schon lang rot ist, und jeder das Telefon vorm Gesicht hat. Wenn man, so wie ich, in einer Schulstadt lebt, wo die Pubertiere in Rudeln auftreten, kann einem das schon den vorletzten Nerv kosten. Aber so ändern sich halt die Zeiten! Wir sitzen ja auch nicht mehr in Säbelzahntigerfelle gehüllt ums Lagerfeuer. Früher hat sich die Familie um den Volksempfänger versammelt. Und warum? Weils nix anders gab. Heute hat jeder seinen Netflix Account und das hat doch auch was kommunikatives! Allein die stundenlangen Diskussionen welche Serie als nächste geschaut wird.

Es hat sich schon viel getan in den letzten 20 Jahren. Nicht jede Entwicklung war gut aber die Welt verändert sich eben. Wer weiß was uns noch erwartet! Ich finds spannend.

Die Kinder von heute

Grade kommen wir zurück von einem kurzen Ausflug in den Nachbarort. Wir waren beim Heurigen. Nix ungewöhnliches soweit. Es ist Sonntag, das Wetter ist schön. Da kann man ruhig mal zum Heurigen gehen. Obwohl Genussmeile ist! An den Genussmeile-Wochenden, jedes Jahr im Herbst, kann man den Wasserleitungsweg entlang marschieren und an allerlei Ständen Weine und sonstige Schmankerl verkosten. Zu diesem Happening zieht es unzählige Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung, einen Parkplatz zu finden ist eine Geduldsprobe und es wuselt halt schon recht. Wurscht, wir gehen zum Heurigen.

Leider war die beste Freundin des mittelgroßen Kindes aus logistischen Gründen ausgelagert worden und wir verlegten unseren Besuch zu einem Ersatzheurigen, weil dort gibts ein Kletterschaukelrutschgerüst. Ein feines Platzerl im Garten, schön schattig, richtig nett.

Am Tisch nebenan eine größere Gesellschaft mittelalter Personen, also so in meinem Alter, mit Kindern in unterschiedlichen Größen. Die erste Aktion, die ich mitbekommen habe war, dass die vermutliche Tante, dem Geburtstagskind erlaubt hat, einen der Reserviert-Tischaufsteller mit Heim zu nehmen. Weil das ist ja voll praktisch wenn man sowas daheim hat. Auf die verunsicherte Nachfrage des Kindes, ob man dies denn wirklich tun dürfe, wurde nochmals bestätigt, dass das schon in Ordnung sei.

Dann hat sich die Nachkommenschaft zum Kletterschaukelrutschgerüst begeben um die dort bereits befindlichen Kinder zu tyrannisieren. Unter den Kindern: das Mittelgroße. Das war kurz etwas verunsichert wie es mit den Bälgern umgehen soll, hat sich dann aber arrangiert nachdem ich ihm gesagt hab, es soll sich nix gefallen lassen. Es hat sich also nobel zurück- und rausgehalten aus dem Gerangel um die Rutsche und ging schaukeln. Die unbeaufsichtigten Kinderleins sind derweil übereinander, gegeneinander ineinander gerutscht ohne Rücksicht auf kleinere Zeitgenossen.

Als wir dann am Weg raus waren, konnten wir noch beobachten wie die Teufelsbrut Thujen ausrupfte um sie an die hauseigenen Fische im Teich zu verfüttern. Auf meinen Hinweis, dass da sicher nix ausgerupft und in den Teich geschmissen wird, hab ich sehr erstaunte Blicke aus sehr großen Kinderaugen geerntet.

Ich hab mich geärgert. Zuerst über die Kinder. Dann aber sehr schnell über die Eltern. Im Grunde können die Kinder nix dafür. Die kriegen mit, dass es schon ok ist zu stehlen, auch wenns nur ein blödes Reservierungstaferl ist! Das gehört jemanden! Sie bekommen mit, dass man keine Rücksicht auf andere Menschen nehmen muss solang keiner schreit oder blutet. Für sie ist es voll ok sich an fremdem Eigentum zu vergreifen, solang man sich nicht erwischen lässt. Und da frag ich mich dann schon, liebe dazugehörige Eltern: habens euch eigentlich komplett ins Hirn geschissen? Habt ihr euch auch nur eine Sekunde überlegt welche Werte ihr euren Kindern mitgeben wollt oder noch besser gefragt: sind DAS die Werte, die ihr euren Kindern mitgeben wollt?

Ihr sitzt da mit eurer Selbstverständlichkeit, sauft flaschenweise Wein und überlasst eure Kinder ihrem Schicksal. Frei nach dem Motto: Kinder machen sich das eh aus. Ja eh. Kinder machen sich vieles aus. Aber sie brauchen trotzdem Führung. Anleitung. Begleitung. Damit aus ihnen verantwortungsvolle, rücksichtnehmende, emphatische Erwachsene werden können. Zumindest wünsche ich mir das für mein Kind. Aber vielleicht ist euch das auch wurscht und ihr fandet es damals vor 4-5 Jahren einfach nur hip 1-2 Kinder in die Welt zu setzen und denkt, die werden eh von alleine groß und das mit der Erziehung ist doch ein völlig überholtes Modell. So hat es zumindest den Anschein! Ja das Leben ist nicht so gemütlich wenn man erzieht. Man sieht sich halt oft mit Konflikten konfrontiert, von denen man nicht im Traum dachte, dass sie überhaupt entstehen können. Man ist öfter mal der/die Böse. Muss Konsequenzen ziehen, Grenzen setzen, immer mal wieder nein sagen und zieht sich damit den Zorn des Ablegers zu. Aber verdammt das ist unsere Aufgabe als Eltern! Unseren Kindern und einer ganzen Generation gleichaltriger zuliebe, die sich später mit ihnen auseinandersetzen müssen, sollten wir diese Aufgabe ernstnehmen. Kriegt gefälligst euren Hintern in die Höhe und fangt mal an bevor es zu spät ist!

Sommer mit Kind

Der Sommer ist vorbei. Halleluja! Es war ein langer, heißer, ereignisreicher Sommer.

Wir waren nämlich wirklich oft im Theater. Das war nicht meine Idee, sondern die Idee von meiner Freundin C., die zufällig die Mutter der allerbesten Freundin des mittelgroßen Kindes ist. Wie praktisch! Viermal Kindertheater/Kindermusical. Vier Stücke. Vier Locations.

  1. Alice im Wunderland/Teatro im Stadttheater Mödling
  2. Ritter Rost feiert Weihnachten/Kittenberger Erlebnisgärten
  3. Die kleine Meerjungfrau/Märchensommer Poysbrunn
  4. Ronja Räubertochter/THEO Perchtoldsdorf

Alice im Wunderland kennt man. Glaubt man. Die Macher von Teatro sind nämlich richtige Macher und adaptieren eine bekannte Geschichte und machen eine Neue draus. Die Musik wird extra komponiert, die Darsteller sind oft Kinder und Jugendliche. Die Lieder gehen ins Ohr, das Programm ist aufwändig gestaltet, die Kostüme sind fantastisch, die Doppel-CD um 25 Euronen ist durchaus erschwinglich und man hat auch als Erwachsener was zu schauen! Wir saßen 1. Reihe auf der Galerie und hatten Sitzerhöhungen mit, weil Kinder von oben durch die hohe und breite Brüstung schlecht zur Bühne sehen. Mit den Erhöhungen ging es einigermaßen. Die Kartenpreise, abhängig von der Kategorie, waren 44 Euro bzw. 29 Euro für die Kinderkarte. Die Mädels waren begeistert, was die Hauptsache ist, und die Mamas waren erleichtert, weil die Kinderleins bis zum Schluß durchgehalten haben! Letztes Jahr, mit 4 1/2 und knapp 4 Jahren, haben sie in der Pause aufgegeben. Heuer war von heimgehen keine Rede, sie wollen schließlich wissen wie das da jetzt weitergeht mit der Herzkönigin und der Alice. Die CD wird rauf und runter gehört und das ist wohl der beste Beweis, dass das Stück Eindruck hinterlassen hat.

Ritter Rost feiert Weihnachten war allein dadurch schon ein Erlebnis, weil die Location so besonders war. Die Kittenberger Erlebnisgärten zahlen sich nämlich schon ohne Theater aus für einen Tagesausflug. Es gibt viel zu sehen und zu erleben! Ein riesiger Spielplatz, ein großer Irrgarten und ein Streichelzoo verkürzten die Wartezeit ungemein, bevor es im Amphietheater los ging. Der Vorteil eines Amphietheaters ist eindeutig, dass man von überall eine gute Sicht hat. Dargestellt von Erwachsenen Profis verging die 60-minütige Vorstellung wie im Flug. Die Geschichte war kurzweilig, die Lieder super gesungen, die Figuren witzig und am Ende gabs sogar noch Autogramme. Der Eintritt in die Erlebnisgärten ist im Kartenpreis von 22 Euro bzw. 15 Euro inbegriffen. Kinder müde und glücklich, Mamas zufrieden.

Die kleine Meerjungfrau – neu erfischt führte uns ins nördliche Niederösterreich, ins beschauliche Schloss Poysbrunn, eine gute Stunde Autofahrt von Mödling entfernt. Allein der Anblick des Schlosses versetzt einen in Märchenstimmung. Mei ist das schön! An der Kasse, Karten zu 27 Euro bzw. 16 Euro, mussten wir entscheiden mit wem wir im Laufe des Stücks mitgehen wollen. Es gab drei Figuren zur Auswahl, wir entschieden uns für das Team Möwe, weil nicht gruselig. Der ganze Vorplatz des Schlosses war zum Thema passend dekoriert, selbst das Gastrozelt zierten Fischernetze. Die Geschichte startete für alle Besucher im Theaterzelt, Kinder nach vorne Erwachsene nach hinten, und teile sich dann im Laufe des Stücks in drei Gruppen, die in verschiedene Teile des Schlosses geführt wurden. Jede Gruppe erlebte dann den Mittelteil mit seiner Figur um am Ende, wieder zusammengeführt, den Schluss zu erleben. Das war so viel schön! Schöne Geschichte, schöne Location, schöne Lieder, schöne Kulisse, schöne Kostüme, schöne Stimmen. Alles einfach schön. Einzig die Toilettensituation war nicht so schön, aber das war dann auch schon der einzige Kritikpunkt. Die CD um 12 Euro haben wir natürlich eingepackt, ein Programmheft plus Schlüsselanhänger gab es um 3 Euro.

Ronja Räubertochter, der Klassiker von Astrid Lindgren. Und noch dazu quasi ums Eck! Das muss man sich anschauen. Oder auch nicht! Was einem im Gedächnis bleibt, ist der schier inflationäre Gebrauch des Wortes Hosenschisser. Und zwar nicht nur den Müttern. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe und ich kann mich nicht mehr an Details erinnern, Freundin J. las es aber grade mit den Söhnen und konnte deshalb glaubhaft versichern, dass es im ganzen Buch vielleicht 5-10 mal vorkommt. Diese 10 mal waren in den ersten 20 Minuten erledigt. Auch hier saßen die Kinder vorne und die Erwachsenen hinten. Das war schon alleine deshalb gut, weil so die Kinder das Augenrollen der Mütter nicht mitbekommen haben. Wäre es nach uns gegangen, hätten wir diesen Ort spätestens in der Pause verlassen. Es begann mit einer verstörenden Geburtsszene, die man auch gut nur hätte umschreiben können, zog sich über Dialoge in zweifelhaften Dialekten und gipfelte in einer mehr als seltsamen Auswahl an Kostümen und Requisiten. Alles spielte in einer aus Europaletten zusammengezimmerten Kulisse, das Bühnenbild bestand aus zusammengenähten grünen Stoffresten. Man kann das schon so machen! Muss man aber nicht. Wenn man sich schon so einen Klassiker vornimmt, sollte man auch imstande sein, den Inhalt kindgerecht zu transportieren. So war das Ganze aber leider ein verwirrendes, verstörendes Tohuwabohu, für das selbst die 12 Euro pro Karte zuviel waren. Die Kinder haben kein Wort mehr drüber verloren, erfreulicherweise nicht mal Hosenschisser, und die Mütter auch nicht, uns fehlten nämlich sämtliche Worte.

Ich kann also folgendes Resüme ziehen: Kindertheater ist ein schwieriges Genre für alle Beteiligten. Man kriegt für sein Geld alles geboten. Von grenzenloser Dilettanz bis zu hochprofessionellem Schauspiel, das eine Geschichte auf kindgerechte Art transportiert. Ich persönlich, und auch Freundin C., bevorzugen letzteres. Und deshalb sehen uns kommenden Sommer drei von vier Spielstätten sicher wieder! Statt der vierten brauchen wir dann eben ein Alternativprogramm. Wir könnten uns gegenseitig ins Aug fahren. Tut auch weh, kostet aber nix.

 

 

Oooooohhh Melone

Sumbarassasumba. So oder so ähnlich hat es der ehrenwerte Herr Fendrich schon im Jahr 1982 gesungen. Der Sommer des aktuellen Jahres ist auch heiß. Viel zu heiß für meine Begriffe! Mit und ohne Melone.

Jedes Stück Stoff ist zuviel. Die Luft steht. Ich schwitze in den Sandalen! Ich mein ernsthaft, ist das notwendig? Ich bin eindeutig kein Sommermensch. Eher ein Nachtschattengewächs ohne Nacht. Normale Hitze ist ja ok. Aber dieses Jahr war ich schon im Juni fertig mit Sommer! Werde ich gefragt wie es mir geht, ist meine Standardantwort: „Diese Dreckshitze geht mir am Nerv!“. Ich will nicht mal mehr ins Bad gehen, so genervt bin ich schon! Dieses eincremen andauernd! Zuerst mir Sonnencreme und dann mit Unmengen Bodybutter, weil das Dauerduschen meiner Haut gar nicht zuträglich ist. Am Liebsten würde ich mich den ganzen Tag verkriechen. Am Besten in der Seegrotte. Ich will nämlich nicht mal braun werden!

Ich sehne mich nach langen Hosen mit ordentlichen Hosentaschen. Nach geschlossenen Schuhen! Ich fühl mich im Sommerkleid einfach nicht wohl. Noch nie hab ich den Herbst so herbeigesehnt wie heuer. Von mir aus könnt es das ganze Jahr 15-25 Grad haben. Maximal! Schon mit Sonnenschein aber halt nicht so blödsinnig heiß! So, dass man draußen sein kann ohne augenblicklich zwei Liter Schweiß abzusondern. Ich kann ja gar nicht so viel nachfüllen wie ich rausschwitze! Heute früh habe ich beim Blick aus dem Fenster festgestellt, dass der Baum vorm Fenster anfängt Blätter abzuwerfen. Was nun entweder dafür spricht, dass der Herbst nicht mehr weit ist oder, dass der arme Kerl auch zuwenig Flüssigkeit bekommt. Ich bin, trotz meiner grantigen Grundstimmung, mal zuversichtlich und sage, der Herbst kommt!

Bis es soweit ist, verkriech ich mich weiter. Und dann schimpf ich drüber, dass es kalt und feucht ist! Sumbarassasumba.

Urlaub!

Wir waren im Urlaub. Traditionell in Ägypten. Einfach, weil wir dort gerne Urlaub machen. Und außerdem ist der Lebensabschnittsgefährte ein ausgesprochener Warmwassertaucher und dafür ist das Rote Meer, wie kaum ein anderes, geeignet. Also Ägypten.

Wie schon im vergangenen Sommerurlaub, haben wir unseren Urlaub mit einer befreundeten Familie verbracht und, weils letztes Jahr so schön war, waren wir auch wieder im Steigenberger Aqua Magic in Hurghada. Frei nach dem Motto: Never change a running system! Die Kinderleins, derer vier, kannten sich immerhin schon aus, was den Urlaub für die Erwachsenen deutlich urlaubiger gemacht hat, weil sie sich von sich aus, sehr regelmäßig in die hoteleigene Kinderbetreuung eingecheckt haben. Dieser Umstand verschaffte uns eine Menge Zeit für immens wichtige Dinge: Bier trinken und Kreuzworträtsel lösen. (Ein Wort mit fünf Buchstaben für einen Ausruf der Freude? Ganz klar: Juhu!)

Darüber hinaus hatte die Wiederholungstat auch den Vorteil, dass wir mit den Gepflogenheiten des Hotels schon vertraut waren. Wie zum Beispiel: Sonnenliegen die vor 8 Uhr mit Handtüchern reserviert und dann aber verlassen werden, werden vom Personal abgeräumt und die Habseeligkeiten in Sackerln verstaut, die man dann nach 8 Uhr bei der Handtuchausgabe abholen kann. Ein System, das sich offenbar bewährt hat, weil das hatten wir schon im vergangenen Urlaub. Der Umstand des Liegenabräumens geht aber so gar nicht konform mit dem schier unbändigen Drang des bundesdeutschen Gemüts. So scheint es zumindest. Und so wurden wir immer wieder Zeugen eines mitunter recht amüsanten Theaters, wenn die Liegenreservierer Stunden nach getätigter Reservierung erschienen und ihr Hab und Gut in einem Sackerl wiederfanden. Amüsant und verstörend. Weil das Personal dann schon oft aufs Wüsteste beschimpft und beflegelt wurde. Die Angestellten namen es allerdings sehr gelassen und haben auf den, in fünf Sprachen verfassten, Aushang gedeutet. Glücklicherweise war der Mitreisende C. schon immer so früh wach, dass er spätestens um 7:30 am Pool war und wir so immer genügend Liegemöglichkeiten für die gesamte Sippe hatten. Und er konnte so  1 1/2 Bücher lesen!

Wenn man einen All inclusive Urlaub in Ägypten bucht, sollte einem klar sein, dass man ein paar Euros in Kleingeld mitnehmen muss. Einfach, weil die Leute die dort arbeiten darauf angewiesen sind Trinkgeld zu bekommen. Wenn man ganz schlau ist, nimmt man auch noch ein paar Scheine mit um die einzelnen Euros, die sich bei Kellnern und anderem Personal ansammeln, in Papiergeld wechseln zu können. Die Banken nehmen nämlich kein Kleingeld und man wird oft angesprochen ob man wechseln kann. Viele die in den Urlaubsorten arbeiten, kommen aus den größeren Städten und haben ihre Familien dort. Man macht Urlaub in einem Land, in dem kein Trinkwasser aus der Leitung kommt. Das Lohnniveau ist niedrig. Die Lebenserhalungskosten sind hoch. Leider kann man immer wieder beobachten, dass sich Urlauber benehmen wie die hinterletzten Arschlöcher und denken, sie hätten das Hotel und alle die drin arbeiten mit ihrer Urlaubsbuchung mitgebucht. Ich bewundere jeden einzelnen Menschen, von der Klofrau bis zum Poolkellner, der bei dieser Affenhitze den ganzen Tag herumrennt wie verrückt und uns unsere Wünsche erfüllt. Da ist es wohl nicht zuviel verlangt, dass man Trinkgeld gibt. Zuhause tut mans ja auch! Man darf sich auch bedanken! Man darf seine Eispapierln selber zum Mistkübel bringen!

Mein Vorsatz für diesen Urlaub war, mich möglichst wenig zu bewegen. Und was soll ich sagen, endlich mal ein Vorsatz den ich nicht gebrochen habe! Abgesehen von der kleinen Laufeinheit jeden zweiten Tag im wohl klimatisierten aber trotzdem heißen Fitnessraum. Auch das habe ich letztes Jahr schon gemacht. Sogar das Laufband war das Gleiche. Und ich hab schon am letzten Tag, also nach insgesamt ca. 12 Laufeinheiten, festgestellt, dass diese Maschine einen eingebauten Ventilator hat, der sowas wie Gegenwind erzeugt! Voll angenehm! Naja nächstes Jahr weiß ich es dann.

Ein einziges Mal haben wirs zum Strand geschafft. Und das auch nur, weil wir die Brut überlistet haben. Die findet Sand und Salzwasser nämlich weit weniger spannend als es einen die Werbung glauben machen will. Das Wasser schmeckt komisch. Der Sand ist heiß. Und beides gemeinsam ist sowieso voll bäh! Das pickt und das Salz auf der Haut ist unangenehm und eigentlich ist das da alles voll blöd. Also kein Strand. Aber Bootfahren! Bootfahren wäre schon schön! Gut dann also bootfahren. Ich habe natürlich sofort gewußt, dass die Begeisterung des mittelgroßen Kindes nach ca. einer halben Stunde verpufft sein wird, was meine Begeisterung von Anfang an gezügelt hat. Aber nachdem das große Kind mitsamt Papa sowieso zum Tauchen rausgefahren ist, sind wir eben mitgefahren.

Ich muss vielleicht vorausschicken, dass ich und das Meer nicht so ganz auf du und du sind. Das ist salzig und pickig und ich erkenne da grad ein Muster…ich schaus gern an, von draußen, aber rein muss ich nicht so unbedingt. Wie erwartet wäre das mittelgroße Kind nach einer halben Stunde fertig gewesen mit bootfahren und hat ab da gemault wie lang das noch dauert. Hunger, Durst, Pipi, fad. Malen war schwierig, weil windig. Spielen auch, weil windig. Und dann will sich diese Mutter partout nicht ins Wasser bewegen! Der Papa hat die Situation aber heldenhaft gerettet und im Endeffekt war der Ausflug dann so anstrengend, dass es bei der Rückfahrt einfach weggepennt ist.

Es waren schöne 10 Tage. Entspannend, lustig, unterhaltsam. Mit kleinen Ärgernissen, die aber immer von seltsamen Miturlaubern verursacht wurden. Wir werden ganz sicher wieder in Ägypten Urlaub machen. Einfach, weil wir dort gern Urlaub machen.

Der Schweinehund

Der Schweinehund ist ein ganz hinterlistiges Mistvieh.

Meiner ist momentan schier übermächtig. Immer wenn ich mir denk, so jetzt geh ich zum Sport, lässt er sich elegant neben mich in den Sessel plumpsen und greift nach dem Chipssackerl. Oder der Tafel Schokolade.

Eine zeitlang hatte ich ihn an der ganz kurzen Leine und er war so brav und hat so artig pariert, dass er mir gar nicht richtig aufgefallen ist. Wenn ich zum Training gegangen bin, ist er brav hinter mir hergetrottet und hat vor der Tür auf mich gewartet. Aber wie es halt so ist mit Tieren und Kindern, kaum wird man schleißig mit der Konsequenz, tanzen sie einem auf der Nase herum. Oder, in meinem Fall, auf der Hüfte. Ja jetzt könnt ich mich auf die Hormone rausreden. Würde ich im Netz lag genug suchen, fände ich sicher eine Seite die mir recht gibt, wenn ich behaupte, nach 40 lagert der weibliche Körper automatisch mehr was weiß ich ein um auf was weiß ich vorbereitet zu sein.

In Wirklichkeit, bin ich einfach kein sportlicher Mensch und faul obendrein. Ich konnte mich mein Leben lang nie für irgendeine Sportart, aktiv ausgeübt, dauerhaft begeistern. Außer für Golf. Aber sind wir uns ehrlich…

Als Kind war ich im Turnverein. Eh nicht untalentiert, nur hat mir eben schon immer der Ehrgeiz gefehlt irgendwas wettkampfmäßig auszuüben. Aber ich fand das große Trampolin spitze! In meiner Jugend hab ich eine zeitlang Tennis gespielt. Als Freigegenstand im Gymnasium. Mit mäßigem Erfolg. Das war aber auch nie mein Anspruch! Ich fand nur die Outfits große Klasse und den Trainer schnuckelig. Laufen war generell nie so meins. Rein schon aus schwerkrafttechnischen Gründen. Was sich da alles bewegt ist nicht feierlich und nein, ein guter Sport-BH löst dieses Problem nicht!

Außerdem esse ich ausgesprochen gern. Und zwar nicht nur zwecks Lebenserhaltung sondern aus reinem Genuss. Ich hab mal versucht eine Mahlzeit mit einem Proteinriegel zu ersetzen. Das fand der Schweinehund nur semilustig. Also wie man sich diese zähen Dinger regelmäßig statt richtigem Essen einverleiben kann, verschließt sich mir gänzlich. Echt jetzt, das ist einfach nur grauslich. Bei Proteinshakes bin ich dabei! Die kann ich mir aber ja auch nach meinem Geschmack, und dem vom Schweinehund, zurechtmixen. Aber diese Riegel! Wäh! Mein Schweinhund mag viel lieber einen Maronibecher mit Eierlikör und Schokosauce als einen Riegel mit Schoko-Orangen Geschmack in fragwürdiger Konsistenz.

Was dann nochmal erschwerend dazukommt ist, dass der örtliche Eissalon just gegenüber meiner Arbeitsstätte beheimatet ist. Der liegt sozusagen am Weg zum Sportstudio! Immer wenn ich aus der Firma rausgeh, zieht mein Schweinehund so arg an der Leine, hüpfend und hechelnd, dass vorbeigehen nur unter größtmöglichem Körpereinsatz möglich ist. Liegt sicher auch an dieser viel zu langen Leine. Die Kurze muss ich, mitsamt meiner Motivation, irgendwo liegengelassen haben. Vielleicht im Eissalon? Ich geh mal schnell fragen!

Love, Peace & Blasmusik

Erledigt. Alles erledigt. Allem voran ich! Wobei heute gehts schon wieder. Aber der Montag war grenzwertig. Körperlich zumindest.

Ein arbeitsames, anstrengendes, aber beglückendes Wochenende liegt hinter mir. Zum vierten Mal durfte ich einen Teil der Künstler betreuen, am wohl friedlichsten Musikfestival des Universums. Künstler kommt ja bekanntlich von Kunst und das widerum kommt nicht von Ungefähr. Weil Sätze die mit „Kunst“ anfangen, hab ich wahrscheinlich am öftesten gehört. „Kunst du uns [hier kann man nahezu jedes beliebige Wort einsetzen] organisieren?“. Wer mich kennt weiß, im organisieren bin ich große Klasse. Und wenn ich es nicht kann, dann kenn ich wen, der wen kennt, der es kann. Und dann organisiert man so dahin und zack, ist das Wochenende schon vorbei. Wie lehrreich diese Tage wieder war!

1. Techniker funktionieren am besten wenn man sie füttert. Eigentlich egal womit. Gummischlangen, Muffins, Erdnüsse. Alles was essbar ist, wird gegessen.

2. Viel Regen erzeugt viel Gatsch. (Gatsch = Matsch, für meine bundesdeutschen Freunde. Verhält sich wie Sessel und Stuhl, wobei das nicht das gleiche ist.)

3. Streut man auf den Gatsch Glitzer drauf, schaut das gleich viel besser aus.

4. Der gleiche Glitzer, der im Gatsch so schön aussieht, macht sich auf einer, durch umgeworfene Getränke nassen Bühne, gar nicht mehr so gut und macht sowohl Techniker als auch Künstlerbetreuer leicht unrund.

5. Wie man in den Wald hineinschreit, hallts zurück und ein „Bitte“ an der richtigen Stelle eingesetzt, kann oft Wunder wirken!

6. Nicht neben das hackschnitzelverteilende Gefährt stellen und den Mund aufmachen!

7. Vorm Auftritt gehen alle nochmal aufs Klo.

8. Belgier sind ganz schön verrückt!

9. Vier Tage mit erhobener Stimme sprechen, verleiht der Selbigen einen Vier-Jahre-Whiskey-und-zwei-Packerl-Marlboro-am-Tag Effekt.

10. Eine elementarpädagogische Ausbildung wäre manchmal schon hilfreich.

Die wichtigste Lehre ist allerdings: Musik verbindet. Alles und jeden! Musik ist tatsächlich die universelle Sprache. Das weiß man spätestens, wenn 15.000 Menschen sich versammeln, gleichzeitig ein und dasselbe Lied spielen und man sogar erkennt welches! Da hat jeder noch so hartgesottene Vollprofi ein Tränchen der Ergriffenheit im Knopfloch.

Am Ende des Wochenendes empfinde ich nichts mehr, als tiefe Dankbarkeit. Für die Freundschaften, den Zusammenhalt, die Erfahrung, dass wenn alle ein Ziel verfolgen und hart daran arbeiten, alles gut wird. Love, Peace & Blasmusik.

Nix los

Ich schmökere so durch meine abonnierten WordPress Seiten und denk mir: „Boa eh. Was die alle erleben!“ Ich lese von Marathonläufen und Städtereisen. Von neuen Videospielen und Mamaerlebnissen. Alle erleben irgendwas. Nur ich nicht!

Stimmt so ja eigentlich gar nicht. Ich lebe, also erlebe ich auch. War das jetzt philosophisch oder was? Fakt ist, ich verbringe relativ viel Zeit mit dem mittelgroßen Kind. Das allein ist manchmal schon ein Erlebnis für sich. Aber halt eher semiaufregend. Es malt sehr viel zur Zeit und das in erster Linie allein. Früher durfte ich noch aushelfen, wenns haarig wurde und mal einen Schmetterling malen oder so. Zur Unterstützung. Aber auch das ist vorbei! Das macht es jetzt selber. Ich bin zur Zeit mehr so der Futterlieferant und befolge Anweisungen wie: „Mama, ich brauche mehr Papier.“, oder „Mama, kannst du mir bitte den Stift spitzen.“ Semiaufregend. Das Highlight der vergangenen Tage war, dass wir einem Einhorn aus Gummi dabei zugesehen haben, wie es aus einem Ei geschlüpft ist. Für das mittelgroße Kind war das schier nicht auszuhalten, weshalb es jeden Tag um 5:30 munter war um zu sehen ob es denn endlich geschlüpft wäre. An Tag fünf hab ich mich als Geburtshelfer betätigt und etwas nachgeholfen. Irgendwann muss man auch wieder schlafen können!

Und sonst so? Ja eh. Der Mann und ich waren vor ein paar Wochen in Hamburg! Das war eigentlich ein echtes Highlight. Warum hab ich darüber nichts geschrieben? Man weiß es nicht. Dabei war das ein wirklich schönes Wochenende! Wir haben Freunde getroffen, waren in Kinky Boots, sind kreuz und quer durch die Stadt gegangen, haben Fischbrötchen gegessen, waren Schifferl fahren auf der schönen Elbe, haben die Elbphilharmonie besichtigt und waren am Imagine Dragons Konzert, weswegen wir eigentlich dort waren. Aber hab ich darüber geschrieben? Nein.

In den Pfingstferien waren wir mit dem mittelgroßen Kind und dem halbgroßen Kind in der Amethistenwelt in Maisau und haben eine Stunde lang im Dreck nach lila Steinfragmenten gewühlt. Also Amethisten geschürft. Das war ein wirklich feiner Familienausflug, auch wenn er anderes geplant war. Weil eigentlich wollten wir nach Edelsteinen suchen im Abenteuerland Pielachtal, was aber dadurch vereitelt wurde, dass ich der Ansicht war der Pfingstdienstag sei ein Ferientag und das Abenteuerland wäre somit geöffnet. Dem war aber nicht so, weil der Ansicht der Betreiber nach mit Schulferien nur die Sommerferien gemeint sind. Spontane Planänderung, was will man sonst machen mit zwei halbwegs enttäuschten Kindern im Auto nach einer Stunde Fahrzeit. Nach einem Zwischenstop in einem Sankt Pöltner Park mit genialem Spielplatz und einem kindgerechten Mittagessen beim goldenen M hatte Dr. Google die Lösung für den missglückt geglaubten Ausflugstag. Also die maulende Brut ins Auto gepackt und ab in die Amethistenwelt. Sehr viel Gegend. Sehr schön. Sehr interessant. Sehr zu empfehlen mit mittelgroßen und halbgroßen Kindern. Aber hab ich darüber geschrieben? Nein. Und warum nicht? Keine Ahnung!

Am vergangenen Wochenende war ich im Backfieber. Sehr zum Unmut des mittelgroßen Kindes, weil für seine Bedürfnisse nur wenig Spielraum war. Da muss man halt manchmal durch! Zwei Torten in zwei Tagen. Viele, viele Eier von sehr glücklichen Hühnern hab ich da verarbeitet. Hab Schokolade geschmolzen und Erdbeeren geschnitten. Hab Mehl gesiebt und Butter schaumig geschlagen. Und ich hab eine Menge Lob für meine Mühe kassiert. Was mich sehr gefreut hat, weil nichts ist schöner als wenn es den Leuten schmeckt. Aber hab ich darüber geschrieben wie ich diese Torten fabriziert habe um andere vielleicht zum Nachmachen zu animieren? Nein. Und wieso nicht? Weil ich nicht blöd bin und meine Rezepte schön für mich behalte. Denkt euch selber was aus! Außerdem hab ich Sirup gemacht. Minz-, Vanille- und Zitronenmelissensirup. Verrat ich auch nicht. Sicher nicht!

Bei der Geburtstagsfeier zu der ich eine der Torten mitgenommen habe, hab ich so viele liebe Leute wieder getroffen, die ich teilweise schon sehr lang nicht gesehen hatte. Ein Highlight! Ein weiteres Highlight war, dass ich eine Namensvetterin kennengelernt habt. Das allein wäre nicht so außergewöhnlich. Aber wir haben auch am selben Tag Geburtstag! Jetzt mal ehrlich, wie wahrscheinlich ist das?! Das war eigentlich ein sehr schönes Erlebnis! Abgesehen von der Bekanntschaft, die das mittelgroße Kind mit einer Brennessel gemacht hat, was aber die Heimfahrt verkürzt hat, weil wir über die Wirksamkeit von diversen Pflanzen gesprochen haben und darüber warum wir aus den gepflanzten Ringelblumen vom letzten Kindergeburtstag keine Salbe machen. Also positiv obwohl negativ.

Wenn ich so überlege, erleb ich eigentlich echt viel! Und ich sollte das wirklich alles aufschreiben, damit ich mich dran erinnern kann wenn mich wer fragt was so los ist und ich nicht, wie sonst immer: „Nix.“, sag.

 

Ich packe meinen Koffer

Ich packe meinen Koffer und nehme mit: meine Gummistiefel. Meine Sonnencreme. Meinen Gelsenspray. Meine Sonnenbrille. Jeans und ein paar T-Shirts. 50 glutenfreie Muffins. Und dann geht´s endlich wieder los!

Noch 26 Tage dann zieht es mich, zum vierten Mal in Folge, ins beschauliche Örtchen Ort im Innkreis in meiner oberöstereichischen Heimat Oberösterreich. Wieder ist der Mann schuld! Er war es, der mir vorgeschwärmt hat von einem Musikfestival namens „Woodstock der Blasmusik“. Blasmusik also. Echt jetzt? Ich mein, Musikfestival ok. Grundsätzlich hab ich ja Festivalerfahrung. Aber Blasmusik? Naja. Wurscht. Fahr ich halt mit, wird schon nicht so schlimm werden. Da meinte er, ich könnte doch, wenn ich schon mitfahr, eigentlich gleich arbeiten. Künstlerbetreuung der neuen Bühne, der Allerhand Stage, soll es sein. Sicher! Mach ich doch gern! Blasmusik … pffff.

Das war 2015. Die Allerhand Stage war ganz frisch geschlüpft. Sie wußte, genausowenig wie ich, was sie erwartet. Insofern hat das schon mal gut gepasst mit uns. Zwei Newbies zwischen tausenden Menschen die alle eines verbindet: die Liebe zur Blasmusik. In den folgenden Tagen durfte ich erfahren, was das bedeutet. Trotz Hitze, unterbrochen von sintflutartigen Regengüssen, und nicht grad geringem Alkoholkonsum seitens der Festivalbesucher, gab es nicht einen Zwischenfall handgreiflicher Natur, von dem ich berichten könnte. Ich wurde überrascht und mitgerissen von einer Welle aus Begeisterung und Lebenslust. Die Blasmusik hat mich ungefragt geschnappt und mitgenommen auf eine wilde Karussellfahrt. Nie in meiner jahrzehntelangen Festivalkarriere hab ich so viele friedliche, musikbegeisterte Leute auf einem Haufen gesehen, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen! Die miteinander feiern und musizieren. Ich habe gelernt, dass Blasmusik viel mehr ist, als das was man von der örtlichen Dorfkapelle zur Fronleichnamsprozession kennt. Dass Blasmusik auch Reggae, Ska, Punk, Rock und Funk sein kann.

Mit den Jahren sind wir gewachsen. Die Allerhand Stage und ich. Wir sind größer geworden und haben so manches dazugelernt. Wir haben gelernt, dass Holz bricht. Wir haben gelernt, dass gesammeltes Regenwasser verflucht nass ist wenn es sich als Schwall über die Gastro ergießt. Wir haben gelernt, dass Tische und Bänke in erster Linie dazu da sind um betanzt zu werden. Wir haben gelernt, dass Bläser lieber stilles Wasser trinken statt prickelndem. Oder Bier. Bier geht auch. Wir haben schon viel erlebt miteinander und werden auch heuer wieder viel dazulernen. Gerüchteweise gibt es auch noch andere Bühnen. Die Main Stage, den Leitner Stadel, die Tanz & Gstanzl Stubm. Aber daran glauben wir nicht. Das muss uns erst mal wer beweisen!

Dieses Festival ist so besonders und einzigartig. Was nicht zuletzt an den Menschen liegt, die es möglich machen. Für mich, die nur in den letzten Tagen dazustößt und die Früchte der das ganze Jahr andauernden Organisation erntet, ist es etwas ganz besonderes, ein winziges Rad im Getriebe sein zu dürfen. Das Woodstock der Blasmusik ist nicht nur ein Festival. Es ist ein Gefühl. Ein Feuerwerk der Lebensfreude. Ein sehr großes, sehr, sehr lautes Familientreffen.

In 26 Tagen pack ich meinen Koffer.