Tag 34. Ostern ist vorbei. Nicht dass das wichtig wäre. Ein Tag ist wie der andere. Die Bewohner der WG sitzen im gemeinsamen Wohnzimmer. Jeder geht still einer Beschäftigung nach, was so viel heißt wie, jeder starrt in sein Smartphone. Alle bis auf eine!
Barbara, alias Pandemia, steht am Fenster und seufzt. Nachdem offenbar niemand Notiz davon genommen hat seufzt sie nochmal, lauter. Quentin dreht den Ton von Candy Crush Saga lauter. Kevin setzt sich die Kopfhörer auf und schaut sich einen Vlog mit dem Titel „Mit kleinen Schritten zum großen Erfolg – die Geheimnisse der Führungsetage“ an. Wu Han schaut Katzenvideos. Nur Ramonas Helfersyndrom springt an.
„Mausi, was ist denn los?“, fragt sie. „Ach nix.“ „Na komm, sag es.“, bohrt Ramona nach. „Es ist nix, wirklich!“ „Bist du traurig?“, fragt Ramona weiter. „Oida bitte! Sie sagt doch es ist nix!“, schaltet sich Quentin in die Unterhaltung ein. „Ja aber wenn nix wär, würd sie doch nicht so dastehen und herumseufzen.“ „Bitte wir reden von der Babsi.“ „Pandemia wenn ich bitten darf!“, meldet sich Pandemia zu Wort. „Ja wie auch immer du dich nennen willst. Auf jeden Fall reden wir von ihr und bekanntlich hat sie eine Neige zum Drama.“ „Erstens gibt’s das Wort gar nicht in dem Zusammenhang und zweitens kann ich dich hören du Vogel!“ „Ich red aber gar nicht mit dir sondern nur über dich und zwar mir der Ramona, also halt dich gefälligst raus und den Vogel nimmst zurück!“ Pandemia holt tief Luft um Quentin ordentlich die Meinung zu geigen, als sich Ramona todesmutig zur Deeskalation in den Ring wirft und schreit: „Lasst uns doch was spielen!“
„Risiko!“, kommts wie aus der Pistole geschossen aus Richtung Couch. Wu Han scheint aus der Katzenstarre erwacht zu sein. „Ja Alter Risiko ist geil!“, pflichtet Kevin bei, der den Kopfhörer zumindest schon mal von einem Ohr genommen hat. „Na aber sicher nicht! Ich spiel doch nicht Krieg!“, entgegnet Ramona. „Dieses sogenannte Spiel widerspricht meiner pazifistischen Grundhaltung und sollte meiner Meinung nach verboten werden!“, führt sie weiter aus und Pandemia pflichtet mit einem knappen: „Genau!“, bei. „Alternativvorschläge?“, fragt Wu Han. „Activity haben wir schon lang nicht gespielt!“, meint Pandemia. „Aus gutem Grund!“, raunt Kevin von der Seite. „Ich kann nicht zeichnen, Quentin ist eine Niete und Pantomine kann er auch nicht und Wu Han hat sicher irgendein Talent aber Begriffe erklären ist es fix nicht.“ „Schnapsen?“ „Sind wir zu viele.“ „Mäxchen!“ „Kein Alkohol mehr da.“ „Würfelpoker?“ „Hab einen Würfel vom Balkon geschmissen.“ Fragende Gesichter richten sich auf Ramona. „Unabsichtlich!“, beteuert diese. „Uno!“ „Geh bitte und nach zehn Minuten streiten wir wieder, weil irgendwer eine +2 auf eine +4 legt und irgendwer anderer sagt, dass das gegen die Regeln ist.“ „Was es auch ist!“, sagt Wu Han an dieser Stelle. „Wir haben das aber immer schon so gespielt! Das sind quasi Hausregeln und wenn man die lang genug spielt, dann gelten sie!“, entgegnet Quentin und kriegt ganz rote Backerl. Bei Uno hört sich der Spaß auf für ihn. „DKT.“ „Da spiel ich nicht mit.“, sagt Pandemia. „Ich kann einfach nicht mit Geld umgehen.“ Quentin sagt: „Na dann können wir ja schnapsen wenn sie eh nicht mitspielt!“ „Ich hab gesagt, ich spiel nicht DKT! Was anderes würd ich schon spielen! Außer Risiko! Hör auf mir jedes Wort im Mund umzudrehen, du Vogel!“, sagt Pandemia deutlich lauter. „Jetzt hast schon zum zweiten Mal Vogel zu mir gesagt und den ersten noch gar nicht zurückgenommen!“ „Den nehm ich auch nicht zurück und den zweiten auch nicht, weil du …“ „Lotti Karotti!“, schreit Ramona. Allgemeines Schweigen.
Kevin setzt sich die Kopfhörer auf. Quentin widmet sich Level 2378. Wu Han studiert nun interessiert Kochrezepte. Ramona googelt „Pokerwürfel“. Pandemia steht am Fenster. Sie seufzt.