Die Gang

IMG_9007„Quentin Quarantino!!!!“, schallts durch die Wohnung. Quentin kann das mittlerweile auch ohne Kopfhörer total gut ausblenden. Da steht er voll drüber. Vor ein paar Tagen hat er als Reaktion wenigstens noch mit den Augen gerollt. Mittlerweile ist ihm sogar das zu anstrengend.

Eigentlich ist er nicht so! Eigentlich ist er eine echte Sportskanone. Richtiger Sport. Gewichte stemmen und ordentlich pumpen. Nicht laufen oder so ein Blödsinn. Da nun aber das Fitnesscenter geschlossen hat und laufen eben kein Sport ist, muss er erfinderisch werden. Was höchstwahrscheinlich der Grund für Ramonas Gebrüll ist.

Ramona Corona. Eine entzückende Person. Geduldig. Kreativ. Kinderlieb. Perfekte Grundvoraussetzungen für ihr Elementarpädagogikstudium. Aber mittlerweile ist er kurz, der Geduldsfaden. Eine Horde Dreijähriger ist mit einem entspannenden Waldspaziergang zu vergleichen im Gegensatz zu diesem Wahnsinn hier!

Der Wahnsinn lässt Kevin völlig kalt. Nicht weil ihn die Situation an sich kalt lässt aber er ist halt vom Typ her eher tiefenentspannt. Immerhin hat er, als einziger in der Bude, ein fixes Einkommen! Und er wurde befördert! Zum Abteilungsleiter! In der Obst- und Gemüseabteilung beim Billa. Manchmal fragt er sich schon was aus ihm hätte werden können, wenn er das Jusstudium durchgezogen hätte. Oder das Soziologiestudium. Oder BWL. Aber hey! Kevin Covid, Abteilungsleiter. Und das mit nicht mal 34! Unendliche Möglichkeiten!

Die hatte auch Pandemia vor Augen als sie vor mittlerweile drei Jahren aus Rappottenstein im Waldviertel in die Großstadt zog um sich ihren Traum, eine große Schauspielerin zu werden, zu erfüllen. Gelandet ist sie allerdings etwas südlich von Wien und die Schauspielkarriere lässt auch auf sich warten. Bis auf einen kleinen Werbespot für Blasenpflaster, in dem dann nur ihre Füße zu sehen waren, waren die Angebote überschaubar. Vielleicht war die Wahl ihres Künstlernamens doch nicht die Beste. Aber wer engagiert schon jemanden mit dem klingenden Namen Barbara Fischberger? So hält sie sich eben mit kellnerieren über Wasser. Normalerweise. Das Beisl hat jetzt aber zu und somit ist sie auf die Unterstützung durch ihre Eltern angewiesen.

Genau wie Wu Han von der Unterstützung durch seine Eltern abhängig ist. Aber das ist bei ihm normal. Immerhin haben sie ihn hierher geschickt, um zu studieren. Ausgerechnet Kunst. Oida Kunst! Wen interessiert denn Kunst? Aber so ist er wenigstens dem engen Korsett des Elternhauses entkommen. Sie sind halt der Meinung, dass er dann bessere Chancen hat wenn er zurück kommt. Dann mal. Wenn er fertig ist. Sowas kann ja bekanntlich dauern! Er wollte seine Eltern besuchen in den Semesterferien. Sie wollten aber nicht, dass er kommt, weil die Region in China aus der er stammt, zu dem Zeitpunkt schon mitten drin war in der Epidemie. Also war er Schifahren. In Ischgl.

So sitzen sie also nun seit 24 Tagen in der Wohnung fest. Mehr oder weniger. Irgendwie zusammen aber doch getrennt. Jeder für sich aber doch nicht einsam.

„Quentin, verdammt!“

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