Seit ich selbst Mutter bin und das dazugehörige mittelgroße Kind den Kindergarten besucht, hab ich ab Mitte April meine liebe Not. Der Muttertag steht an und das Kind wird von außen dazu angehalten etwas mehr oder weniger Sinnvolles zu basteln und das findet unter größter Geheimhaltung statt. Das stresst den Nachwuchs ganz schön. Und mich eigentlich auch. Weil mir ist der Muttertag herzlich egal. Vielmehr hab ich eine recht ausgeprägte Abneigung gegen diesen Anlass.
Aus meiner Sicht ist der zweite Sonntag im Mai, ein Sonntag wie jeder andere und so geb ich mir größte Mühe kein großes Tamtam um diesen Tag zu machen. Ich will nicht geausflugt werden und ich will auch nicht irgendwohin gekarrt werden um dann mit zig Mitmüttern gefeiert zu werden. Ich mag einfach nicht. Ich mag lieber nach Schönbrunn fahren wenn nicht alle ihre Mama auslüften. Aber der Ableger strotzt nur so vor künstlich generierter Aufregung und somit kann ich den Tag nicht komplett unter den Teppich kehren und so tun als wäre nix. Ich freu mich auch brav über die Bastelarbeit, die zumeist aus geschulter, pädagogischer Hand stammt und lobe den Fleiß der darin steckt. „Das Meiste hat eh die Silvia gemacht.“ Naja zumindest ist sie ehrlich. Ich finds ja auch süß wenn sie so aufgeregt herumwuselt aber die Begeisterung hat eine eher kurze Halbwertszeit und endet mit den Worten: “ Was gibts zum Frühstück?“.
Kinder in diesem Alter sind leicht zu beeinflussen. Ihnen wird eingebläut, man habe die Mutter zu ehren an diesem einen Tag im Jahr.
Bitteschön man hat seine Mutter immer zu ehren. Ich tu das. Ich brauche keinen speziellen Tag dafür. Meine Mama ist eine fabelhafte Frau! Sie hat ihr Leben in die Hand genommen und mir vorgelebt, dass man sich nicht kleinmachen lassen darf. Dass man aufstehen und für sich einstehen muss! Und, dass es keinen Muttertag braucht um zu wissen, dass man einen großartigen Job macht. Ohne die unermüdliche Unterstützung meiner Mutter, und auch meines Stiefpapas, wäre vieles nicht möglich. Für mittelgroße Kinder ist die Ehrung mit der Übergabe eines zur Hälfte fremdgefertigten Dings und dem holprigen Vortrag eines Gedichts und/oder Liedes zumeist abgehandelt. Und dann ist alles wie immer! Mama ich hab Hunger. Mama kann ich was zu trinken? (Die Verwendung von unregelmäßigen Verben ist grad nicht so angesagt). Mama. Mama. Mama. Papa! Wo ist die Mama?
Ein perfekter Muttertag würde bei mir so aussehen: Ich kann ausschlafen solange ich will und kann den Tag dann so verbringen wie ich möchte. Optimalerweise allein. Qualitytime nur für mich. Planlos in den Tag hinein. Frühstücken gehen oder auch nicht. Ein Buch lesen oder auch nicht. Den ganzen Tag auf der Couch herumgammeln oder auch nicht. Vielleicht mit ausgewählten Mitmüttern einen Thermentag einlegen! 100% egoistische Untätigkeiten. Ununterbrochen von unzähligen Mamaaaaaaa-Rufen. Das wäre schön. Mich um nichts und niemanden kümmern zu müssen. Ohne ein schlechtes Gewissen zu haben! Mama hat frei am Muttertag. Damit hätt ich wirklich Freude! Und natürlich mit der mühevoll gestalteten Bastelei.