Double Trouble

Es hat sich durchgesetzt. Das mittelgroße Kind hat so lange herumgejammert, gebettelt, lieb geschaut und uns regelrecht eingekocht, bis wir nachgegeben haben. Ich war eh von Anfang an dafür. Nur der Papa hat sich geziert. Aber auch der hat sich dann seinem Schicksal gefügt und so sind wir nun seit zweieinhalb Monaten die Mitbewohner von zwei rotgetigerten Katern. Zwar sind sie Brüder aber was sagt das schon aus. Die einzige Gemeinsamkeit ist die Farbe. Ansonsten sind sie ziemlich komplett unterschiedlich.

Der eine, Elwood, ist ein stattlicher Bub, der nur leider seine Dimensionen nicht einschätzen kann. Tief in seinem Herzen ist er immer noch das winzige Kätzchen, das ich Ende August von seinem Pflegeplatz geholt habe. Dass er aber mittlerweile gewaltig gewachsen ist, ignoriert er konsequent und fällt ständig irgendwo runter, weil die Couch nunmal ein Ende hat und das zufällig immer genau dort ist, wo er sich grad hingelegt hat.  Er verschätzt sich auch immer ziemlich genau um fünf Zentimeter, wenn er irgendwo raufspringen will. Er ist halt eher patschert, der Bub. Aber mutig! Sein bester Freund ist ein zotteliger Kunstfellpolster, weil der ist so schön kuschelig und an dem kann man auch ganz hervorragend nuckeln wenn mein kleiner Finger grad nicht zur Verfügung steht.

Der andere, Jake, ist deutlich kleiner und schlanker und ein Wiffzack. Er hat es schon von Beginn an geschafft die Küchenarbeitsplatte zu erklimmen, was Elwood erst seit etwa einer Woche gelingt, aber auch nur wenn das Stockerl, mit dem das mittelgroße Kind seine mittelgroße Körperlänge auszugleichen versucht, an der richtigen Stelle steht. Er ist überall dran und drauf und schlägelt sich elegant zwischen Gläsern durch ohne was umzuwerfen, eben ganz anders als sein Bruder der eher die Grazie eines Bulldozers aufweist. Sein Lieblingskuschelplatz ist meine Schulter und wenn es sein muss hockt er da auch oben während ich noch die Wäsche mach. Er fordert seine Schmuseeinheiten ein und setzt seine Forderungen, wenn es sein muss, auch mit Gewalt durch.

Das Leben ändert sich wenn sich die Familie vergrößert. Das gilt für Nachwuchs mit zwei Beinen und auch für vierbeinigen, wie wir gelernt haben. Allerdings bin ich mir nicht so sicher wer hier eigentlich wen erzieht. Weil Fakt ist, seit die Kater bei uns wohnen, hat sich einiges geändert.

Die Küche ist z.B. immer aufgeräumt. Also nicht dass es vorher ausgeschaut hätte wie Sau aber da ist schon mal ein Teller oder Topf stehen geblieben. Oder ein halbleeres Wasserglas hat des nächtens den Weg vom Couchtisch in den Geschirrspüler nicht mehr geschafft. Das vermeide ich mitterweile, weil Jake es voll lustig findet irgendwas im Glas zu versenken um es dann wieder rauszufischen. Auch bleibt nun die Badezimmertür geschlossen, wenn das Badewasser für das mittelgroße Kind bereitet wird, denn beide Kater sind alles andere als wasserscheu und haben sich schon je zweimal mit Hurra in die Fluten gestürzt. Darum fällt auch das vielgepriesene Wasserspritzerl als Erziehungsmaßnahme flach.

Wir haben zwei furchtlose, neugierige Energiebündel adoptiert. Charakterlich so einzigartig wie es auch jeder Mensch ist. Zwei Findelkinder auf der Suche nach einem Zuhause. Sie haben uns gefunden und unsere Herzen erobert mit lautem Schnurren.

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