Vor circa fünf Jahren, als ich mit dem mittelgroßen Kind schwanger war, befand ich mich wie so ziemlich jede werdende Mutter, in einem emotionalen Ausnahmezustand. Die Aussicht auf die Verantwortung, die da in meinem Bauch groß wurde, hat mich labil werden lassen und empfänglich für jede Art von Leid. Nicht mein eigenes Leid. Mir gings und gehts ja gut. Aber das Leid, das weltweit vorhanden ist, hat mich unendlich traurig gemacht. Da las ich in einem Facebook Post einer Bekannten von ihrem Patenkind.
Ein Patenkind! Hm. Ich hab mich erkundigt und schlau gemacht und bin mit Worldvision in Kontakt getreten. Mir wurden die weltweiten Projekte präsentiert und man erklärte mir wie in den verschiedenen Regionen geholfen wird. Ich habe mich dazu entschlossen die Patenschaft für ein kleines Mädchen in Swaziland zu übernehmen. Ich wollte absichtlich ein Mädchen und dessen Familie unterstützen, weil es meiner Meinung nach immer noch die Mädchen sind, die in den ärmeren Regionen benachteiligt werden. Weil es günstiger ist die Kinder mit aufs Feld zu nehmen und arbeiten zu lassen, als sie zur Schule zu schicken. Was automatisch dazu führt, dass besonders Mädchen eine schlechtere oder gar keine Bildung haben und ihr Leben lang keine Chance haben etwas aus sich zu machen. Meine Spende hat ein Gesicht. Ein Leben. Eine Familie. Eine Dorfgemeinschaft. Mit meiner Spende unterstütze ich nicht nur dieses Kind und ermögliche ihm einen Zugang zu Bildung, sondern ich helfe mit, dass es einem ganzen Dorf besser geht. Dass eine Wasseraufbereitungsanlage gebaut werden kann, damit die Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Dass eine Schule gebaut werden kann. Dass Kinder einfach Kinder sein können. Dass die Landwirtschaft gefördert wird und so der Hunger eingedämmt werden kann. Hilfe zur Selbsthilfe.
Ich bekomme regelmäßig Post von meinem Patenkind. Sie erzählt mir was grad so los ist, wie es ihr in der Schule geht, ob es geregnet hat. Es hat schon lange nicht geregnet. Ich schreibe ihr auch Briefe und schicke kleine Pakete, Fotos von uns oder Ansichtskarten. Sie kann sich gar nicht vorstellen, wie es ist in einer Stadt zu wohnen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man mit dem Wenigen was man hat so zufrieden sein kann. Sie hat Visionen. Schreibt immer wieder, dass sie, wenn sie erwachsen ist, Österreich besuchen will. Ich hoffe sehr, dass sie sich diesen Wunsch erfüllen kann.
Diese Patenschaft hat ein Ablaufdatum. Die Projekte von Worldvision laufen durchschnittlich 15 Jahre, in denen das Dorf, die Region, soweit aufgebaut wird um sich selbstständig erhalten zu können. Um eine Nachhaltigkeit zu schaffen. Das finde ich gut! Einmal im Jahr bekomme ich einen Bericht, wie es im Projekt vorangeht, was geschafft wurde und was noch angegangen werden muss. Das ist auf der einen Seite informativ und auf der anderen Seite erfüllt es mich auch etwas mit Stolz, einen kleinen Beitrag zu leisten, damit ein Mädchen eine Zukunft hat und vielleicht in ein paar Jahren Österreich besuchen kann.