Der Fasching. Die 5. Jahreszeit. Ich hab immer ein bissi Angst vorm Fasching. Im Nachhinein gesehen immer unbegründet.
Meine Beste und ich verbringen den Fasching, ich glaube heuer zum 10. Mal, ausschenkenderweise hinter der Bar eines lokalen Lokals. Warum es ausschenken heißt, weiß ich nicht. Weil geschenkt wird einem im Fasching wirklich nix. Weder den Gästen, noch den Kellnern. Aber ich muss schon sagen, der Platz hinter der Bar ist mir bedeutend lieber als der davor. Die Alternative zum arbeiten wäre zuhause zu bleiben. Weil die Gäste im Fasching zu einer kaum zu zähmenden Affenbande mutieren. Liegt vielleicht an der Verkleidung und der damit einhergehenden Vermutung, dass einen eh niemand erkennt. Das funktioniert übrigens nur, wenn die Verkleidung tatsächlich eine ist. Ein rosa Cowboyhut ist keine gute Verkleidung. Eine Kapitänsmütze auch nicht.
Fasching also. Im Grunde läuft so ein Fasching immer gleich ab. Mehr oder weniger gut kostümierte Gäste stürmen, je nach Wetterlage früher oder später, das Beisl. Sonntags schon am Nachmittag, dienstags erst wenn die schwarze Luft schon da ist, wie Freundin Michi es ausdrücken würde. Früher, also vor 10 Jahren, traten die Gäste in Grüppchen auf. Männer- und Frauengruppen die sich dann nach ein paar Getränken vermischt haben und zur Gästegruppe wurden. Heutzutage kommen einige davon mit ihren Kindern am Sonntag nach dem Faschingsumzug. (Ob zwischen dem Fasching und den Kindern ein direkter Zusammenhang besteht, kann ich nicht sagen. Vielleicht treibt die Evolution die Eltern an den Ort zurück, wo alles begann! Was weiß man schon.) Der Dienstag ist vom Ablauf ähnlich, startet aber, wie gesagt, erst später. Und Kinder gibt´s auch keine. Zumindest keine kleinen.
Aus Kellnersicht haben sich über die Jahre ein paar unumstößliche Lehren entwickelt:
- Je später der Abend, desto betrunkener der Gast
- Je betrunkener der Gast desto leichter läßt er sich ablenken
- Je männlicher der Gast, desto leichter läßt er sich ablenken
- Männliche, betrunkene Gäste brauchen für den Vorgang bestellen, entgegennehmen der Bestellung, bezahlen ungefähr doppelt so lang wie weibliche Gäste
- Je lauter die Umgebung, desto leiser tut der Gast seine Bestellung kund
- Je öfter man den Gast drauf hinweist, dass man ihn akustisch nicht verstanden hat, desto leiser sprich er
- Helene geht immer
Wenn man das alles weiß, als Kellner, ist man eindeutig im Vorteil. Im Zweifelsfall hilft lächeln und winken. Und Jägermeister. Ein paar Tage sinds ja noch hin. Vielleicht sollte ich die Gunst der Stunde nutzen um ein paar, nennen wirs ruhig Bitten, an den Gast zu bringen:
- Zuerst überlegen, dann bestellen
- Bestellungen gehen schneller, wenn man die Kellnerin fragt ob sie was mittrinken möchte
- Wenn dir die Kellnerin entgegenschreit, dass sie dich nicht verstanden hat, hat sie dich nicht verstanden. Sags nochmal. Lauter!
- Hinter der Bar ist Sperrgebiet. Ein Verstoß gegen das Betretungsverbot durch den Gast, kostet automatisch eine Runde für die Belegschaft
- Wenn du zur Bar gehst um zu bestellen, nimm leere Gläser mit
- Bitte und Danke sind Zauberwörter
- Lasst die Kellner am Klo vor. Je länger wir warten, desto länger dauern eure Bestellungen
- Tipp: der DJ ist bestechlich
Hach. Fasching. Ich freu mich schon drauf. Irgendwie. Auf viele bekannte Gesichter. Auf gelallte Liebesschwüre und Heiratsanträge. Auf die ausgelassene Stimmung, 100-stimmig gegröhltes „Atemlos“ und ein friedliche Party. Seid nett zueinander, seid nett zu den Kellnern. Alles wird gut und in einer Woche ist es schon wieder vorbei. Mömö und so.